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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Vorab mal wieder ein großes Dankeschön an alle „HiForianer“, die regelmäßig für die vielen interessanten Beiträge, netten Kommentare oder bspw. Daten zum VT 61 etc. sorgen. Wo sonst kann man so tolle Zeitreisen erleben und seine Eisenbahn-, Fremdsprachen- und sogar Tastaturkenntnisse erweitern?! Merci beaucoup, messieurs!

So, heute zeige ich Euch zuerst den für die RStE typischen „Nachmittags“-Güterzug aus Rinteln bzw. Steinbergen. Nachdem die Stadthäger Lok (i. d. R. V 122) gegen Mittag meistens allein mit dem Packwagen oder wie hier (natürlich ohne Entgleisung) zusätzlich mit einem Stückgutwagen nach Rinteln gefahren war, nahm sie auf dem Rückweg in Steinbergen beladene Schotterwagen auf.

V 122 mit 28x auf der Fahrt von Steinbergen nach Obernkirchen in der Steigung kurz hinter Röhrkasten.

http://img117.imageshack.us/img117/2193/f1000032ke7.jpg


Ab Ende der Siebziger Jahre (?) wurden die Schotterwagen zwei- bis dreimal pro Woche früh morgens in einem Leerzug (88x) aus Stadthagen dem Steinbruch in Steinbergen zugestellt. Da dort natürlich kein Platz für so viele Wagen bestand, wurden sie auf die Bahnhöfe Bad Eilsen und Rinteln verteilt. Im Laufe des Tages sorgte die V 101 für das Bereitstellen im Anschluss des Steinbruchs.

In mehreren Fahrten fuhr sie die Wagen zwischendurch wieder nach Obernkirchen, hier an der gleichen Stelle wie die V 122 (so eine Szene gibt es auch auf Video, allerdings von 1988. Ich kann die momentan „nur“ noch nicht digitalisieren). In der Regel bestanden die beladenen Züge aus 11 bis 13 Wagen. Es kam, wie selbst erlebt, selten vor, dass mit Vorspann oder Schiebelok auch schwerere Züge befördert wurden. Die Geschwindigkeit lag bei 20 bis 25 km/h in den Steigungen.

http://img117.imageshack.us/img117/9969/f1000034ap0.jpg


Jetzt aber flugs mit dem Fahrrad auf der mehr oder weniger neben der Strecke verlaufenden Eilsener Straße hinterher. Bei meiner Ankunft stand der Zug noch in der Einfahrt des Bahnhofs Obernkirchen und blockierte den Bü „Rintelner Straße“. Vor der Lok einer der X-Wagen. Da hatte die Rotte wohl nach Kräfte zehrenden Gleisarbeiten keine Lust mehr, den Wagen aus der Fahrstraße zu rollen :-). Also schob V 101 ihn erst in ein Abstellgleis, drückte den Zug zurück, wieder mit kurzer Blockade des Bü, um dann endlich in den Bahnhof einzufahren. Bei genauem Hinsehen erkennt man den in Richtung Straße verlegten Unterstand für die Schrankenkurbeln aus dem letzten Beitrag.

http://img117.imageshack.us/img117/6185/f1000042ep7.jpg


Am späten Nachmittag wurden die Schotterwagen gemeinsam mit den Wagen aus dem Anschluss der Glasfabrik mit V 122 nach Stadthagen gebracht. Dazu war dann häufig der Einsatz von beiden Loks in Obernkirchen erforderlich, um den langen Zug wieder zusammen zu stellen. (Ist der Scan vom Papierbild so ok?)

http://img99.imageshack.us/img99/9202/v101uv122inobk1978xv8.jpg

V 122 zog einen Teil schon mal auf die Strecke, während die V 101 die restlichen Wagen nach und nach aus den Abstellgleisen an den Schluss rangierte. In Hochzeiten wurden von morgens früh bis in die Nacht Schotterzüge gefahren…


Auf dem folgenden Foto sehen wir den ersten Teil eines wieder von V 122 gezogenen Schotterzuges auf dem Bü „Bachstraße“ in Röhrkasten; von unserem Balkon aus fotografiert. Schade, dass der schöne Schiffsdieselsound nicht mit auf das Bild kam…

http://img117.imageshack.us/img117/2725/f1000039yq8.jpg

Doch was ist das? Ein GmP? Reaktivierung des Personenverkehrs?

http://img117.imageshack.us/img117/1931/f1000038so4.jpg

Der VB 120 im Zug! Meine Neugier war geweckt.
Ich schwang mich auf mein Rad, um den Zug in Obernkirchen nochmals zu erwischen. Grund der Überführung nach Stadthagen: angeblich sollte in den nächsten Tagen eine Streckenbereisung mit irgendwelchen Vorgesetzten stattfinden. Der Wagen wurde 1907 von der Uerdinger Waggonfabrik gebaut. Nach Einsätzen bei verschiedenen Kleinbahnen kam er anfangs der 60er Jahre zur RStE und diente nach Ende des Personenverkehrs 1965 noch als „Bereisungswagen“.
1980 kam er zur Museumseisenbahn Minden und wurde dort nach umfangreicher Restaurierung 1988 in Dienst gestellt. U. a. wurden die 1931 geschlossenen Bühnen wieder geöffnet. (Quelle: Die RStE, I. u. W. Schütte, 1993)

Im Bahnhof Obernkirchen folgten einige Rangierbewegungen, bei denen dieses Portrait der blitzsauberen V 122 entstand.

http://img503.imageshack.us/img503/6830/f1000029ao2.jpg


Zum Schluss wurde der Stückgutwagen geholt. Lademeister Wilkening beobachtet interessiert den Fotografen.

http://img503.imageshack.us/img503/6954/f1000030yg8.jpg


Jetzt ist der Zug komplett. Gleich wird die Lok diesen umfahren, sich an die Spitze setzen und mit ihm nach Stadthagen rollen.

http://img117.imageshack.us/img117/6451/f1000037ti6.jpg

Tempi passati!

Wie es heute in Obernkirchen aussieht, habt ihr ja hier wohl schon gesehen.

Auch der Blick vom Balkon (29.10.2007) ist für den Eisenbahnfreund nicht mehr so ergiebig...

http://img99.imageshack.us/img99/8417/balkonpn6.jpg


Wenn es interessiert, werde ich mal zwei, drei Ansichten der Strecke bzw. der Anschlüsse aus Sicht des Lokführers aus dem gerade so HiFo-tauglichen Jahr 1997 einstellen. Die Alternative wären Fotos von der Gleiserneuerung in Röhrkasten, ebenfalls aus 1997.

Gruß
Jörg

Edit: Schreibfehler korrigiert



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:11:01:12:06:51.

MaK-Stangendiesel...

geschrieben von: ferrocarril del Sur

Datum: 30.10.07 13:29

...schaue ich immer gern. Die Rinteln-Stadthagener Eisenbahn hat mich seit der Jugend interssiert, da mein zweites "richtiges" Eisenbahnbuch, gekauft mit 13 Jahren, die DEG in den 60ern zum Thema hatte.

Hier konnte ich dann die Fortsetzung nämlich die MaKs im schönsten 70er Jahre orange sehen. Den Sound sowohl der Lok als auch das rumpeln der Wagen kann man sich bestens vorstellen. Die leicht hügelige Landschaft setzt das alles auch noch bestens in Szene.

Viele Grüße von Jan Olaf, der sich eigentlich für ausländische Eisenbahnen interessiert

Re: MaK-Stangendiesel...

geschrieben von: Dampffanatiker

Datum: 30.10.07 16:25

Hallöchen Jörg,

interessanter Beitrag und ebenso interessante Fotos aus meiner ("Deiner") Heimat. Bin leider noch viel zu selten zum Fotografieren gekommen, jetzt wo es dem Ende entgegengeht und die Güterzüge schon Geschichte sind. Deswegen erfreuen mich historische Fotos immer wieder!

Weiterhin frohes Schaffen und liebe Grüße gen Krainhagen, Röhrkasten oder wo Dein Haus sonst so stehen mag!
Lieber Jörg,

erst wenn man jemanden verliert, merkt man häufig, wie sehr man ihn geliebt hat. Nun ist die Bezeichnung "Liebe" für meine Beziehung zur RStE sicher etwas übertrieben, aber trotzdem wecken deine Fotos wehmütige Erinnerungen. Damals erschien einem das alles so selbstverständlich und alltäglich, dass man überhaupt nicht daran dachte, es könnte eines Tages keine Eisenbahn zwischen Rinteln und Stadthagen mehr geben! Stilllegungsanträge gab es ja aus taktischen Gründen auch regelmäßig, und ebenso regelmäßig erreichten sie ihr Ziel, nämlich die erneute Bewilligung von Finanzspritzen der öffentlichen Hand. Das Güteraufkommen schwankte zwar immer etwas, aber 300000 t oder mehr pro Jahr brauchte man wohl auch keine Angst zu haben. Willi Wilkenings Job in Obk. war sicher bis zur Rente!
Nun auch schon lange tot, der Willi...
Aber jetzt ist die Situation tatsächlich eingetreten, die schon seit jeher wie ein Damoklesschwert über der RStE schwebte: die Hauptverlader ziehen sich zurück bzw. verlagern auf die Straße. Damit ziehen sie der Bahn das einzige Standbein weg und die Politik reibt sich die Hände: wieder eine lästige Zuschussnehmerin weniger, und endlich genug Platz, um die neue Umgehungsstraße und den Supermarkt zu bauen! Was sind wir doch für eine fortschrittliche Gemeinde!
Ich kriege das Kotzen, ehrlich. Über 20 Jahre war der Schienenstrang zwischen Rinteln Nord und Stadthagen West meine zweite "Wochenend"-Heimat. Nach einiger Zeit kannte ich fast jede Schwelle mit Vornamen. Dir wird es nicht anders gehen. Es ist schwer zu begreifen, dass dies alles in kurzer Zeit Vergangenheit sein soll.
Es ist so ein sinnloser Tod.
Ruhe sanft, schönste norddeutsche Privatbahn. Wir werden dich nie vergessen, auch aufgrund solch schöner Erinnerungsfotos, wie diese.
@#$%& mit Reiße!...

Holger



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:10:30:19:02:50.

Re: Ruhe sanft...

geschrieben von: jackman

Datum: 30.10.07 22:51

Hallo Tw 480 (H.),

das hast Du sehr schön beschrieben. Dem ist nichts hinzuzufügen, ausser:
Die Hoffnung stirbt zuletzt... oder auch:
Wo ein Wille ist, da gibts auch eine RStE...
Nur, es scheitert wohl am Willen der Wirtschaft und Politik. Lieber kurzfristige, volkswirtschaftlich bedenkliche Gewinnmaximierung, als langfristig für uns und die Nachwelt etwas zu nutzen, erhalten oder gar auszubauen und damit (vielleicht) in der Zukunft mehr Erfolg zu haben.

Viele liebe Grüße, (unbekannter Weise) auch an den Dampffanatiker (Balkon gehört noch nach Röhrkasten:-)) und ferrocarril del Sur.

Jörg