Vorab mal wieder ein großes Dankeschön an alle „HiForianer“, die regelmäßig für die vielen interessanten Beiträge, netten Kommentare oder bspw. Daten zum VT 61 etc. sorgen. Wo sonst kann man so tolle Zeitreisen erleben und seine Eisenbahn-, Fremdsprachen- und sogar Tastaturkenntnisse erweitern?! Merci beaucoup, messieurs!
So, heute zeige ich Euch zuerst den für die RStE typischen „Nachmittags“-Güterzug aus Rinteln bzw. Steinbergen. Nachdem die Stadthäger Lok (i. d. R. V 122) gegen Mittag meistens allein mit dem Packwagen oder wie
hier (natürlich ohne Entgleisung) zusätzlich mit einem Stückgutwagen nach Rinteln gefahren war, nahm sie auf dem Rückweg in Steinbergen beladene Schotterwagen auf.
V 122 mit 28x auf der Fahrt von Steinbergen nach Obernkirchen in der Steigung kurz hinter Röhrkasten.
Ab Ende der Siebziger Jahre (?) wurden die Schotterwagen zwei- bis dreimal pro Woche früh morgens in einem Leerzug (88x) aus Stadthagen dem Steinbruch in Steinbergen zugestellt. Da dort natürlich kein Platz für so viele Wagen bestand, wurden sie auf die Bahnhöfe Bad Eilsen und Rinteln verteilt. Im Laufe des Tages sorgte die V 101 für das Bereitstellen im Anschluss des Steinbruchs.
In mehreren Fahrten fuhr sie die Wagen zwischendurch wieder nach Obernkirchen, hier an der gleichen Stelle wie die V 122 (so eine Szene gibt es auch auf Video, allerdings von 1988. Ich kann die momentan „nur“ noch nicht digitalisieren). In der Regel bestanden die beladenen Züge aus 11 bis 13 Wagen. Es kam, wie selbst erlebt, selten vor, dass mit Vorspann oder Schiebelok auch schwerere Züge befördert wurden. Die Geschwindigkeit lag bei 20 bis 25 km/h in den Steigungen.
Jetzt aber flugs mit dem Fahrrad auf der mehr oder weniger neben der Strecke verlaufenden Eilsener Straße hinterher. Bei meiner Ankunft stand der Zug noch in der Einfahrt des Bahnhofs Obernkirchen und blockierte den Bü „Rintelner Straße“. Vor der Lok einer der X-Wagen. Da hatte die Rotte wohl nach Kräfte zehrenden Gleisarbeiten keine Lust mehr, den Wagen aus der Fahrstraße zu rollen :-). Also schob V 101 ihn erst in ein Abstellgleis, drückte den Zug zurück, wieder mit kurzer Blockade des Bü, um dann endlich in den Bahnhof einzufahren. Bei genauem Hinsehen erkennt man den in Richtung Straße verlegten Unterstand für die Schrankenkurbeln aus dem letzten Beitrag.
Am späten Nachmittag wurden die Schotterwagen gemeinsam mit den Wagen aus dem Anschluss der Glasfabrik mit V 122 nach Stadthagen gebracht. Dazu war dann häufig der Einsatz von beiden Loks in Obernkirchen erforderlich, um den langen Zug wieder zusammen zu stellen. (Ist der Scan vom Papierbild so ok?)
V 122 zog einen Teil schon mal auf die Strecke, während die V 101 die restlichen Wagen nach und nach aus den Abstellgleisen an den Schluss rangierte. In Hochzeiten wurden von morgens früh bis in die Nacht Schotterzüge gefahren…
Auf dem folgenden Foto sehen wir den ersten Teil eines wieder von V 122 gezogenen Schotterzuges auf dem Bü „Bachstraße“ in Röhrkasten; von unserem Balkon aus fotografiert. Schade, dass der schöne Schiffsdieselsound nicht mit auf das Bild kam…
Doch was ist das? Ein GmP? Reaktivierung des Personenverkehrs?
Der VB 120 im Zug! Meine Neugier war geweckt.
Ich schwang mich auf mein Rad, um den Zug in Obernkirchen nochmals zu erwischen. Grund der Überführung nach Stadthagen: angeblich sollte in den nächsten Tagen eine Streckenbereisung mit irgendwelchen Vorgesetzten stattfinden. Der Wagen wurde 1907 von der Uerdinger Waggonfabrik gebaut. Nach Einsätzen bei verschiedenen Kleinbahnen kam er anfangs der 60er Jahre zur RStE und diente nach Ende des Personenverkehrs 1965 noch als „Bereisungswagen“.
1980 kam er zur Museumseisenbahn Minden und wurde dort nach umfangreicher Restaurierung 1988 in Dienst gestellt. U. a. wurden die 1931 geschlossenen Bühnen wieder geöffnet. (Quelle: Die RStE, I. u. W. Schütte, 1993)
Im Bahnhof Obernkirchen folgten einige Rangierbewegungen, bei denen dieses Portrait der blitzsauberen V 122 entstand.
Zum Schluss wurde der Stückgutwagen geholt. Lademeister Wilkening beobachtet interessiert den Fotografen.
Jetzt ist der Zug komplett. Gleich wird die Lok diesen umfahren, sich an die Spitze setzen und mit ihm nach Stadthagen rollen.
Tempi passati!
Wie es heute in Obernkirchen aussieht, habt ihr ja
hier wohl schon gesehen.
Auch der Blick vom Balkon (29.10.2007) ist für den Eisenbahnfreund nicht mehr so ergiebig...
Wenn es interessiert, werde ich mal zwei, drei Ansichten der Strecke bzw. der Anschlüsse aus Sicht des Lokführers aus dem gerade so HiFo-tauglichen Jahr 1997 einstellen. Die Alternative wären Fotos von der Gleiserneuerung in Röhrkasten, ebenfalls aus 1997.
Gruß
Jörg
Edit: Schreibfehler korrigiert
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:11:01:12:06:51.