Hallo HiFo-Freunde,
Nach drei dampflastigen Beiträgen wird es wieder mal Zeit für eine fränkische Nebenstrecke mit Dieselbetrieb.
Nach dem Ende des Dampfbetriebes legte ich zunächst einmal den Schwerpunkt meiner Eisenbahnfotografie auf die Altbau-Elloks. Das führte zum Beispiel dazu, daß ich anhand der „Altbau-E-Lok bespannten Reisezüge“ alle Züge im Kursbuch mit entsprechender Traktion markierte, um meine Aufmerksamkeit ihnen zu widmen. Dabei übersah ich aber, daß still und leise das Nebenbahnsterben einsetzte und erst allmählich begann ich mich, schwerpunktmäßig in Franken, für die kleinen Strecken zu interessieren.
Heute möchte ich von der Lokalbahn berichten, die ich zwischen 1984 und 1988 siebenmal besuchte und die zu meiner erklärten Lieblingsstrecke wurde, der Strecke Breitengüßbach – Maroldsweisach. Eigentlich wurde ich auch erst auf sie aufmerksam, als mit dem Sommerfahrplan 1983 der Betrieb auf der Teilstrecke ab Ebern auf das berühmte Alibizugpaar reduziert wurde. Es war also allerhöchste Zeit, aktiv zu werden. Am 4.5.84 fand ich mich, nachdem ich schon drei andere fränkische Nebenbahnen „abgegrast“ hatte, bei der berühmten Ortschaft Fischbach ein, um den „Maro-Expreß“, wie er im Volksmund hieß, abzulichten. Das Wetter war an diesem Tag nicht gerade ideal, was wesentlich zu der morbiden Stimmung beitrug, die diese herrliche Bahnlinie bereits ausstrahlte.
211 019 war die Zuglok des von Bamberg kommenden N8726, dem letzten Nahverkehrszug nach Maroldsweisach. Der Ausbau der B279 war damals wichtiger als der Erhalt der Bahnlinie.
Fahren wir gleich weiter bis zur Endstation. Dort war leicht zu erkennen, daß der Bahnhof auch schon bessere Tage gesehen hatte. Immerhin war das wunderschöne Empfangsgebäude im Stil von Nordhalben noch intakt.
Ein Blick in die andere Richtung zeigt, daß der Zug nicht mehr viel weiter hätte fahren können.
Noch eine Ansicht von der Bahnsteigseite. Was der Eisenbahner links suchte, kann ich jetzt nicht mehr sagen.
Auf dem nächsten Bild erkennt man, was der Strecke das Überleben noch ein paar Jahre sicherte: die Schotterverladeanlage, die allerdings auch keinen sehr vertrauenserweckenden Eindruck macht.
Auf der Rückfahrt als N8727 machte der Maro-Expreß seinem Namen Ehre. Er hielt nämlich vor Ebern nur noch in Pfarrweisach. Bei der Gelegenheit muß ich erwähnen, daß es unter anderem auch die Ortsnamen entlang der Bahnlinie waren, die mit dazu beitrugen, meine Faszination zu wecken. Vor allem im oberen Abschnitt nach Ebern findet man außer dem schon erwähnten berühmten Fischbach Eyrichshof, Pfarrweisach, Pfaffendorf, Todtenweisach und die Krönung von allen: Voccawind! Wie oft habe ich mir darüber schon den Kopf zerbrochen, woher der Name kommen könnte. Bei der Rückfahrt fuhr der N8727 ohne Halt durch den ehemaligen Bahnhof, wo es auch einmal eine Schotterverladung gab. Ob der Bagger schon bereit stand, sie abzureißen? Der Gipfel der Endzeitstimmung ist die Schlinge, die am Baum hängt.
Ganz so weit war es aber zum Glück noch nicht und ich konnte noch viele schöne Bilder machen. Ein Jahr später fuhr ich wieder mal ins Baunachtal. In Ebern erwartete ich am 24.5.85 die Ankunft des N8724, den 211 026 brachte.
Aber was geschieht denn jetzt? Der Zug wird auf Gleis 2 rangiert…
… und von dort aus zum Anschlußgleis der Kugellagerfabrik, wo man offenbar einen ganz besonders eiligen Wagen vor das Werkstor geschoben hat. Und den nimmt einfach der N8723 mit nach Bamberg. Zu Zeiten, wo es nur eine Bundesbahn gab, war so etwas möglich!
Jetzt gilt es rasch wieder umzurangieren. Man hätte ja auch von Gleis 2 abfahren können. Nein! Auf dem Fahrplan steht Gleis 1, also fahren wir auch von Gleis 1.
So, jetzt stimmt der Laden wieder. Ordnung muß sein, auch wenn dadurch ein paar Minuten Verspätung entstehen. Ein Fahrgast scheint die Abfahrt nicht abwarten zu können und benutzt die Toilette schon auf dem Bahnsteig (oder kommt das aus dem Dampfkessel der Lok? Man kann es nicht genau erkennen). Der Mitfahrer ist „not amused“
Jetzt wird es aber langsam Zeit für die Abfahrt, die planmäßig um 16.15 Uhr gewesen wäre.
Als der N8723 auf dem Weg nach Bamberg war, fuhr ich nach Fischbach, um den Alibizug nach Maroldsweisach abzuwarten. Es war noch reichlich Zeit, weshalb ich mir ein Nickerchen im Auto gönnte. Aber, was war denn das? Plötzlich ein Pfiff einer V100! Ehe ich richtig begriff, was los war, rollte ein langer Schotterzug aus Maroldsweisach mit 212 378 und 212 331 als Zugloks vorbei. Den hatte ich wirklich nicht auf der Rechnung.
Natürlich spurtete ich los, um ihn noch einmal zu erwischen, was mir auch bei Eyrichshof gelang.
Den N8727 habe ich dann schließlich bei Pfarrweisach aufs Korn genommen. Ihn schob 211 026 nach Maroldsweisach.
Mit dem Nachschuß ließ ich es dann für diesen Tag gut sein, heute natürlich unverständlich, denn die Lichtverhältnisse waren noch gut, aber meine Kondition hatte offenbar nachgelassen.
So, das war meine Liebeserklärung an die Strecke Breitengüßbach – Maroldsweisach. Wenn Interesse besteht, kann ich gerne gelegentlich noch ein paar recht gelungene Aufnahmen nachschieben. Für heute soll’s das gewesen sein. Habt einen schönen Sonntag und überseht auch meinen Aufruf am Schluß nicht.
Schöne Grüße vom
dampfgerd
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