Was so kirchlich und so wenig eisenbahnmäßig klingt, ist im nahen Sauerland seit Jahrzehnten umgangssprachliche Gewohnheit. Um es sogleich aufzuklären: „Pater und Nonne“ sind Relikte aus dem Kalksteinabbau am Ortsrand von Letmathe, stehengebliebene Solitäre neben dem Abbaubetrieb, hier deutlich sichtbar: direkt oberhalb des VT98 steht der Pater, weiter rechts neben der Kuhle die Nonne. Die Märkische Verkehrsgesellschaft, vormals Iserlohner Kreisbahn, die übrigens in Sichtweite des Postens ihren traditionsreichen Betriebshof Grüne betreibt, hat den beiden bis heute sogar eine Bushaltestelle gewidmet.




Und zu deren Füßen, um bei der Überschrift zu bleiben, besagter Posten 21, der damals, im April 1984, sowohl die Einfahrt von Letmathe zu stellen als auch die Bedienung des Schrankenpostens zu erledigen hatte.



Der Posten war allerdings nicht erklärtes Ziel eines Samstagsausflugs, sondern der immer recht umfangreiche Güterverkehr der Ruhr-Sieg-Strecke, damals vorwiegend mit Hagener und manchmal auch Nürnberger Sechsachsern betrieben. Darum, neben dem Posten als jeweiliger Fotohintergrund, folgt nun ein kleiner Bilderbogen des Zugbetriebs, in wenig mehr als einer Stunde aufgenommen:

151 008 mit Rollmöpsen vermutlich nach Finnentrop oder Dillenburg:



151 043, als Nürnberger Gast, nach einer weiten Reise bald am Ziel in Vorhalle angelangt, mit einer Fuhre „Gemischtes“ unterwegs:




110 324 als Deutzerfeld unterbrach den Reigen – auch farblich - mit dem D 914 von Frankfurt nach Münster (oder Oberhausen):



Dafür sehen wir auf dem nächsten Foto gleich zwei Sechsacher, da 151 068 noch ihre ältere Schwester 150 123 mit sich führt:



Abschließen soll den Reigen 151 066 mit ziemlich heißer Ware hinter der Lok, die Thermohauben stammen wahrscheinlich aus Wetzlar.



Die Zeiten änderten sich rasch, der anfangs gezeigte VT98 verließ im Juni des Jahres die Region, einige Jahre durften 212er noch den Durchlauf bis Unna fahren, ehe es zur Stilllegung zwischen Hemer und Iserlohn kam. Und die alte Signaltechnik, und damit auch der Posten 21, verschwanden im Raum Letmathe vermutlich ebenfalls noch im gleichen Jahr.

Soweit wieder einmal,

Grüße
Frank



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:04:16:19:11:46.

Wie ich hier schon ein ums andere Mal erwähnt habe, wohnte die Verwandschaft in Dröschede. Zu Beginn der 70er-Jahre wurde das dann zu Letmathe eingemeindet, später kamen beide dann zu Iserlohn.

Daher wusste ich natürlich sofort bescheid, als ich die Überschrift las. In der Grüne und in der dortigen Dechenhöhle bin ich ein ums andere Mal gewesen.


Der seit langem angekündigte Iserlohn-Beitrag ist nicht vergessen, liegt derzeit aber aus diversen Gründen auf Eis (unter anderem müssen alle Dias neu gescannt werden). Ich hoffe aber, damit noch in diesem Jahr beginnen zu können.


Danke fürs zeigen. Leider bin ich an der Ruhr-Sieg-Strecke viel zu selten gewesen.


Bis neulich

Rolf Köstner

Moin Frank!

Eine geschickt gewählte Überschrift sowie gelungene Heimatkunde mit interessanten Aufnahmen aufgelockert - das gefällt!

Danke & Grüsse aus dem Norden

Helmut

Hallo Frank,
Dein Beitrag gefällt mir sehr gut!
Es grüßt als ehemaliger Dillenburger
Stefan

Danke,
für die interessanten Fotos aus Letmathe zu einer Zeit als ich in Iserlohn bei der Bundeswehr war, wäre es nicht ein Samstag, hätte ich im Schienenbus sitzen können.
Meiner Erinnerung nach waren Schienenbusse zwischen Letmathe und Iserlohn aber damals schon nur noch selten. Morgens gegen 6 fuhr einer ab Letmathe sonst waren es mo-fr doch immer 212 mit Silberlingen. Die Schienenbusse fuhren ab Iserlohn Richtung Hemer. Obwohl bis Iserlohn der Draht damals auch schon hing, waren 141 oder ähnliches als Durchlauf von Hagen echte Raritäten, ich kann mich nur an einen abendlichen Zug erinneren, der dann in Iserlohn übernachtete.
An einen Durchlauf des D 914 nach Oberhausen kann ich mich auch nicht erinnern, denn das hätte mir damals viel Umsteigen erspart. Meines Wissens nach fuhren alle D-Züge nach Hagen und machten dort Kopf und fuhren dann in Richtung Münster.
Leider habe ich damals keine Eisenbahnfotos dort gemacht.
Nochmals vielen Dank
rhein-ruhr

AM 2. Juni endete der planmäßige Schienenbuseinsatz im märkischen Sauerland (Bw Hagen bzw. ex Bw Bestwig) - allein schon vor dem Hintergrund sind die Bilder beeindruckend. Die Gegend hat sich ja auch ziemlich verändert, seit der Bü durch eine Brücke ersetzt wurde. Zum Glück kann man wenigstens noch nach Iserlohn fahren, wenn auch nicht mehr nach Hemer, was nun ja auch schon 20 Jahre her ist.

Schöne Bilder. Vor allem das 1. Bild hat ja erhöhten Modellbahncharakter ;-)

Moin an die Gemeinde,

wie fast immer noch ein paar kommentierende und ergänzende Worte zu Euren Beiträgen. Zuerst einmal Danke dafür, dass so ein kleines Thema so nett aufgenommen wurde, eigentlich hatte ich aus dem Dia-Magazin, in dem diese Aufnahmen schlummern, ein ganz anderes 25-Jähriges vorbereitet, das dann aber auch erst Anfang Juni erscheinen wird.

Die Bildauswahl entsprach - bis auf den VT 98 - der Reihenfolge des Erscheinens, ausgelassen wurde nur eine 111-Leistung, die den Posten nicht zeigte. Ansonsten kam wirklich in dieser knappen Zeit eine 151 nach der anderen durchgefahren. Außerdem habe ich noch einmal zur Signaltechnik recherchiert: am 25.06.84 erfolgte tatsächlich dann die Umstellung auf Dr-Technik.

@ Rolf: Zu Dröschede kann ich auch noch eine kleine Geschichte beisteuern, aber gar nicht eisenbahnmäßig, eher passend zur Nachrichtenübermittlung früherer Jahrhunderte per Luftbote: Vor Jahren war mal in unserem Garten, etwa 20 Kilometer von dort entfernt, eine erschöpfte junge Brieftaube "notgelandet", die es nicht mehr bis nach Hause geschafft hatte. Nach tagelangen Recherchen, während der der kleine Flieger sich gern hat durchfüttern lassen, hatten wir den Züchter ausfindig gemacht - wohnhaft eben in Dröschede mit seinem Taubenschlag bei den Lauben unterhalb der A46, der sich sehr über die Rückkehr seines Leistungssportlers gefreut hatte. So wie Dir "Pater und Nonne", war mir eben Dröschede sofort geläufig. Aber wie gesagt, mal ganz OT neben der Eisenbahn.

@ rhein-ruhr: In jenen Jahren wurde mit den Frankfurter Zugläufen gern mal experimentiert, mag aber sein, dass die Umlegung einzelner Züge nach Oberhausen oder Düsseldorf erst später kam. Ansonsten waren die Züge ja die Nachfahren der DC-Linie Emden-Frankfurt und Vorläufer der IR-Linie 22, die von den Buchungscomputern der DB so schmählich ignoriert und bis zur Einstellung ausgehungert wurde.
Des weiteren dürften zu jener Zeit nicht mehr als zwei 212-Umläufe nach Unna unterwegs gewesen sein, weil diese eigentlich auf der N4, spätere S4 in Dortmund gebunden waren, habe aber das passende Kursbuch nicht vorliegen (1982 war es einer "mo-frei").

@ Johannes (Hönnetaler): Der Abzug der Schienenbusse von Ruhr, Hönne und Bigge stand kurz bevor, vermutlich auch deshalb haben wir gerade den dortigen Aussichtposten bezogen. Es sind meine einzigen VT98-Fotos von dort. Zum 2.6. jähren sich ja einige Baureihen-Abschiede zum 25. Mal - ich denke nur an die BR'n 430 und 220 und verschiedene Altbau-Ellok-Baureihen. Da werden wir im HiFo sicher noch einige Nachrufe lesen (aber nicht von mir).

@Djosh: Der ländliche Bahnhof, im Beitrag nicht zu sehen, mit abzweigender Bergstrecke, in der Tat ein gern genommenes Modellbahnthema, dazu noch direkt am Bahnhof ein großer Industriebetrieb zur Herstellung von Bakelit, der hohe Schornstein auf einem der Fotos (und die dortige "chemische" Luft) zeugt davon. Mit 16 oder 17 Promille geht es dort hoch nach Iserlohn, damals ein sehenswerter kleiner Bahnknotenpunkt mit drei Bahnsteiggleisen, Stückgut-Rampe und -hallen und einer Ladestraße mit Anschließer. Von alledem haben Bahn und Stadt fast nichts mehr übrig gelassen, nicht einmal ein Streckenwechsel ist mehr möglich.

In diesem Sinne,
Grüße
Frank



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:04:18:18:41:40.

Hallo,

Frank St. schrieb:
-------------------------------------------------------

> Außerdem habe ich noch einmal zur Signaltechnik
> recherchiert: am 25.06.84 erfolgte tatsächlich
> dann die Umstellung auf Dr-Technik.

Soweit richtig, allerdings taucht in meinen Unterlagen der Posten 21 zur Überwachung des Bü am Bf Letmathe bis 1989 noch auf. Bis 1984 war dafür das Stellwerk Lo zuständig. Dieses soll ein Reiterstellwerk gewesen sein; leider habe ich davon noch nie ein Bild gesehen.

Weiss denn jemand, ob die Brücke am Posten 21 1984 oder 1989 kam?

Gruß,
André Joost

Hallo, André,

die Brücke ist sicher später gekommen, sie ging auch nicht direkt über den BÜ, sondern einige Hundert Meter weiter südlich über die Strecke. Wenn der Posten 1989 endgültig weggefallen ist, wird dann sicher auch erst die Brücke fertig gewesen sein. Sie hilft, den südlich des Bahnhofs gelegenen Betrieben einschließlich dem damals vorhandenen GVZ der DB die notwendigen LKW unter Umgehung des Ortskerns direkt von der Autobahn und der B236 zuzuführen.

Bei Google-Earth sieht die Szene heute so aus:



Den Posten 21 habe ich mal provisorisch markiert, eine Straßenverlängerung entlang der Bahn zur heutigen Brücke war 1984 in jedem Fall noch nicht in Bau, ebenso wenig wie die Anbindung des Gewerbegebietes an die zentrale Kreuzung mit der B236 in Grüne. Der Expansion eines Entsorgungsbetriebs ist übrigens vor längerem die erhöhte Fotostelle auf dem "Berg" zum Opfer gefallen, da das gesamte Gelände diesem Betrieb zugeschlagen wurde.

Grüße
Frank

Hallo zusamen, zu diesem alten Beitrag noch ein Nachschlag:

Wenn ich den von Rolf Koestner gezeigten Gleisplan hier:
[www.drehscheibe-foren.de]
richtig deute, war der Posten 21 im Jahre 1950 noch das Stellwerk La.

In den sechziger Jahren zeigt der Gleisplan von sporenplan.nl schon nur noch einen Posten:
[www.sporenplan.nl]

Wie und warum sich Lo und La die Zuständigkeiten teilten, ist mir aber nicht ganz klar.

gruß,
André joost

Andre Joost schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo zusamen, zu diesem alten Beitrag noch ein
> Nachschlag:
>
> Wenn ich den von Rolf Koestner gezeigten Gleisplan
> hier:
> [www.drehscheibe-foren.de],
> 4489655,4489655#msg-4489655
> richtig deute, war der Posten 21 im Jahre 1950
> noch das Stellwerk La.
>

Hallo Andre,

das ist aufgrund der Kilometrierung wohl eindeutig bei 21,750 La = P21.

Zu den Aufgaben als Blockstelle und Schrankenposten scheint mir die Stellwerkausstattung zzu üppig, ausser man sieht nicht, ob südlich noch Gleiswechsel oder ein Anschluss vorhanden war.

Gruß

Ingo

ingo st. schrieb:
-------------------------------------------------------
> Andre Joost schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > Hallo zusamen, zu diesem alten Beitrag noch ein
> > Nachschlag:
> >
> > Wenn ich den von Rolf Koestner gezeigten
> Gleisplan
> > hier:
> >
> [www.drehscheibe-foren.de],
>
> > 4489655,4489655#msg-4489655
> > richtig deute, war der Posten 21 im Jahre 1950
> > noch das Stellwerk La.
> >
>
> Hallo Andre,
>
> das ist aufgrund der Kilometrierung wohl eindeutig
> bei 21,750 La = P21.
>
> Zu den Aufgaben als Blockstelle und
> Schrankenposten scheint mir die
> Stellwerkausstattung zzu üppig, ausser man sieht
> nicht, ob südlich noch Gleiswechsel oder ein
> Anschluss vorhanden war.
>
> Gruß
>
> Ingo


N'Ahmd,

mal angenommen, die Abzweigweichen nach Iserlohn hätten auf La gelegen, das Signal Q zeigt nur Hp2 als Fahrtbegriff und für zwei Fahrtbegriffe am Signal R (Hp1 und Hp2) bräuchte man beim Jüdel auch zwei Hebel, wären die fünf Hebel vollständig belegt. Das klärt zwar noch immer nicht das Warum, wäre aber ein Ansatz.
Leider lernt der Fachmann in der Familie nur auf Dr60S ;-), als dass man ihn dazu interviewen könnte.

Offenbar wegen Durchrutschweg und Fahrstraßenausschluss bei kreuzenden Zügen hat man "R" später (bei der Umwandlung in den Posten? Vielleicht bei der Elektrifizierung?) auch noch einige hundert Meter zurück- und dafür die Sperrung des BÜ in Kauf genommen. Fragen über Fragen ... (wie ist es mit den Fachleuten aus der örtlichen "Szene"?)

Grüße
Frank