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 04 - Historisches Forum 

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Beim Scannen von Negativen aus dem Frühjahr 1982 bin ich auf einen Film mit Aufnahmen gestossen, die ich mir nicht besonders gemerkt hatte. Im April 1982 bin ich mit Freunden den Ostermarsch Ruhr mitgelaufen. Für kritische Jugendliche damals ein „muss" ... ;-). Neben dem Rucksack und einer soliden Regenkleidung war natürlich auch eine Kamera dabei. Und da der Weg über weite Teile den Haupt - Strassenbahnstrecken von Duisburg bis Dortmund folgte, war nebenbei immer wieder auch für eine nette Abwechslung gesorgt ... ;). Und bis auf den Aprilregen hat sich entlang der Route seitdem einiges verändert ...

Die Anreise erfolgte am 10.4.1982 mit der Bahn bis Duisburg Hbf. Von dort sind wir erst einmal schnell in die Königsstrasse gelaufen, wo uns Tw 1232 begegnete. Er war durch einen Umbau aus einem Vierachser - Tw entstanden. Der Umbau wurde 1961 bei der DÜWAG durchgeführt: Dafür wurde der vierachsige Tw hinter der Doppeltür in der Mitte aufgetrennt und mit einem neuen Gelenk sowie den entsprechenden Verlängerungen zu einem Sechsachser umgebaut. Später wurden neue Mittelteile eingefügt, so dass er zum Achtachser wurde. Zwischenzeitlich war er mit einem überzähligen Mittelteil sogar (von 1972-75) als 10 - Achser unterwegs.

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An eine Auftaktkundgebung in Duisburg kann ich mich nicht mehr erinnern, wir waren wohl erst einmal damit beschäftigt, in der Fussgängerzone unsere Lebensmittelvorräte zu ergänzen. Das Wetter kalt und nass - aber der Marsch war ja für einen guten Zweck - also ging es los Richtung Mühlheim

Die Beteiligung am Ostermarsch war in den friedensbewegten Achtzigern recht ordentlich. Hier ist zu erkennen, dass auf der Mülheimer Strasse die Linie 901 aus dem Takt gekommen war. Die Gleise Fahrtrichtung Mülheim waren blockiert und auch in Gegenrichtung konnte nur auf Sicht gefahren werden.

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Der Duisburger Wagen 1086 mit Beiwagen 2259 hatte das Ende des Demonstrationszuges erreicht und konnte wieder Richtung Obermarxloh beschleunigen.

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Tw 1249 näherte sich im Schrittempo dem Ende des Demonstrationszuges, um mit reichlich Verspätung weiter nach Laar zu fahren.

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Auf Mülheimer Stadtgebiet hatte sich Tw 1089 zwischen den Menschen verfangen und kam nur noch in Schrittempo voran. Hier unterquert er auf der Duisburger Str. die Bahnstrecke Mülheim - Duisburg.

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Kurz vor Schloss Broich war er schon mit den entsprechenden Plakaten verziert, was vom Personal mit Geduld und Humor hingenommen wurde. Heute würde die SL 901 in etwa diesem Bereich nach rechts unterirdisch abtauchen und die Mühlheimer Innenstadt ohne weiteren Stau erreichen.

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In Mülheim wurde am Schloss Broich auf einem grossen Parkplatz Mittagspause gemacht. Dauerregen. Der Verkehr floss für eine Stunde flüssig ab, bevor die Ruhrbrücke überquert werden musste.

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Hier passiert der Mülheimer Wagen Tw 280 (Sechsachser) die Ruhrbrücke, die Autos links warten, bis alle Ostermarschierer die Strasse überquert haben. Im Mülheimer Innenstadtgebiet war die Absperrung der Gleistrasse recht gut organisiert - wenigstens die Strassenbahnen kamen durch.

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Hier begegnet der Mülheimer Wagen Tw 280 seinem achtachsigen Gegenstück Tw 271.

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Auf der Ruhrbrücke macht sich Duisburger Tw 1068 auf den Weg zurück nach Duisburg.

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In der Friedrich-Ebert-Strasse (Hst. Stadtmitte) wartete der solo fahrende Mülheimer Grossraum - Tw 224 darauf, dass die Strasse wieder frei gegeben wird und er in den Betriebshof einrücken kann.

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In der Eppinghofer Str. kommt neben dem Kaufhaus HERTIE der Mülheimer Tw 229 mit Bw 182 angerollt. Er lief auf SL 112 und wird ebenfalls in den Betriebshof Mülheim einrücken.

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Über die Aktienstrasse verliess der Ostermarsch Mülheim, kurzzeitig schien die Sonne. In der Aktienstrasse (zwischen Kreuzfeldstrasse und Lüderitzstrasse) begegnete uns der Essener Wagen Tw 1641 auf der Gemeinschaftslinie 104.

Wir folgten der Hauptstrasse bis Essen, die Freude auf weitere „Nebenbeibilder" wurde vom Aprilwetter zunichte gemacht. Wolken, Regen und erste Schneeschauer. Kurz vor Essen (Frintroper Str.) gab es ein kurzes Wolkenloch und dieses Blitzbild vor der nächsten Wolke. Einen Moment später wäre die Sonne weg (und auch der schöne Opel Kadett verdeckt) gewesen.

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Einen Moment später kam uns dann der Essener Tw 1724 auf seinem Weg nach Frintrop entgegen (Nach meiner Erinnerung ebenfalls in der Frintroper Str., nahe Ecke Borbecker Str).

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In Essen war die erste Tagesetappe beendet - Schlusskundgebung, Pommesbude, Bett.

Am nächsten Tag (11.4.1982) ging es dann von Essen nach Bochum. Bei Regen zogen wir durch Siedlungen ohne Gleise, da gab es nichts zu fotographieren - aber wir haben tapfer durchgehalten - der Weltfrieden war ja immerhin eine ernste Sache ... In Bochum dann wieder bekanntes Gebiet. In der Alleestrasse erreichten wir Gleise, das Wetter und die Stimmung klarten etwas auf.

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Der BOGESTRA - Tw 304 in der für den übrigen Verkehr gesperrten Alleestrasse in Bochum. Zu den ernsten Friedensmarschierern gesellte sich nun ein ebenso ernsthafter Strassenbahnfreund. Nach ein paar kurzen Worten widmete er sich weiter der genauen Dokumentation des Geschehens (und könnte, wenn er mitliest, hier sicher einiges ergänzen), für einen "Spassfotographierer" wie mich hatte er nur wenig Verständnis. Nun ja.

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Am Ostring war der Verkehr unterbrochen worden und zwei BOGESTRA - Fahrzeuge der SL 310 standen nebeneinander und warteten auf das Ende der Streckenunterbrechung (Tw 295 und 19).

Am 12.4.1982 war das Wetter dann völlig daneben, daran konnte auch der Diafilm nicht wirklich etwas ändern ... Der Weg von Bochum bis Dortmund fand mit der Kamera in der wettergeschützten Tasche statt. In Dortmund - Marten (Endpunkt der SL 409) wurden zwar wieder Strassenbahngleise erreicht, aber Streckensperrung und Schneegestöber machten Fotos sinnlos.

In der Ausweiche in der Rheinischen Strasse (etwa in Höhe der Siegfriedstrasse) setzten die Planwagen wegen der Sperrung der Strecke nach Marten um. Dort hatten wir die Spitze des Ostermarsches erreicht (irgendwie zog es uns bei dem kalten Wetter nun doch immer schneller in Richtung Bahnhof und Heimat ...). Gerade hat der Dortmunder Tw 115 umgesetzt und macht sich auf den Rückweg nach Brackel.

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An gleicher Stelle der TW 117. In diesem Bereich befindet sich heute die Tunnelrampe für den Ost - West - Tunnel.

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Auch Tw 19 wird es bei dieser Runde wohl nicht zu seiner Endstelle Marten schaffen ...

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Abschlussbild in Dortmund mit Tw 21. Der Wagen kommt aus der Kampstrasse, links biegen die Gleise in den Königswall (Richtung Hbf) ab.

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Lange hat es uns bei dem kalten Wetter auch nicht mehr in Dortmund gehalten ...

edit: Die Umbaugeschichte des Tw 1232 hatte ich einfach aus dem Kopf (falsch) wiedergegeben - da hätte ich doch lieber einmal genau in den Höltge sehen sollen - "Linie 112" wußte die Einzelheiten - DANKE. Ich finde es erstaunlich, dass sich bei mir solche Fehlinformtionen über Jahre halten können - aber auch schön, dass es in Zeiten des Internets möglich ist, sie rasch zu klären. Danke dafür!





10-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:11:05:10:47:56.

Herzlich Willkommen

geschrieben von: Gary Larson

Datum: 18.11.06 21:25

Hallo Christoph,

danke für den schönen Bericht aus vergangenen Schlechtwetterperioden. Ich habe zwar seinerzeit in Bochum nicht neben Dir gestanden, sondern selbiges bei einer Straßenbahnsonderfahrt in Bremerhaven getan.

Schön, dass Du Dich nun auch hier herumtreibst.

TN

Ein ganz toller Beitrag !

geschrieben von: Marina´s Heizer

Datum: 18.11.06 21:44

Mal etwas ganz Neues - Strassenbahn in Verbindung mit einem Ostermarsch, dazu noch quer durchs Ruhrgebiet !
Und für jemanden, der nur "so nebenbei" fotografiert hat, hast Du es sehr schön hinbekommen.
Ja, mach nur weiter so ..... -))

Gruss vom Heizer

Beste Grüße, Michael :-) https://abload.de/img/mk201402sr40g127satt1guj69.jpg ... und immer schön die Kurbel fest im Griff !

hochinteressante Zeitdokumente

geschrieben von: Joachim Leitsch

Datum: 18.11.06 21:53

mit absoluten Seltenheitswert! Da gibt neben den Strabas es soviel Vergangenes zu sehen (Tankstellen, die wahrhaft historischen Spritpresie [in DM!!!!!], Filialisten wie Accos, die Autos, die Kleidung....), daß man sich gar nicht sattsehen kann.

Ich war wohl damals zu unkritisch - und blieb lieber daheim auf dem Sofa ;)
christoph beyer schrieb:
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> wo uns Tw 1232 begegnete. Er war durch einen Umbau aus einem
> Vierachser - Tw, einem nachgefertigten Mittelteil
> und einem Vierachser - Bw entstanden.
>

Diese Aussage mit dem 4xBw ist nicht richtig: Tw 232, wie er zum Zeitpunkt des 1. Umbaus noch hieß, wurde 1961 hinter der Mitteltür getrennt. An das vordere Teil wurde ein großes Fenster und das Gelenk angeschweißt. An das hintere Teil wurde eine einfache Tür und eine großes Fenster angeschweißt und so der ehem. Vierachser zu einem 6xGel-Tw umgebaut. 1962 wurden auch die beiden anderen Vierachser 229+230 (mit Hannover-Front) zu Sechsachsern umgebaut.

1972 erhielten er und Tw 1231 jeweils 2 Mittelteile eingebaut (die vorgesehenen Empfänger befanden noch in einem größeren Umbau)und wurden so zu 10achsern verlängert. Nachdem der Umbau 1974 bei den beiden Tw 1229+1230 beendet war, wurde jeweils ein Mittelteil aus den 10achsern entfernt und in Tw 1229+1230 eingebaut


Sehr schöne Aufnahmen

Viel Bewegung...

geschrieben von: H.R.

Datum: 19.11.06 10:12

... in diesem Beitrag!

Eine mehr als gute Idee, damals die Kamera mitzunehmen - warum nur nicht selber drauf gekommen? '83 war ich wohl nicht dabei, jedenfalls kann ich mich an so ein Sauwetter nicht erinnern.

Diese Bilder heute hier zu zeigen, ist eine mindestens ebenso gute Idee. Ich glaube, etwas Vergleichbares gab es im Historischen noch nicht.

Gut ins Nachdenken gekommen dabei,
H.

Astrein ... ein gelungener Einblick

geschrieben von: aps

Datum: 19.11.06 10:59

Moin,

toller Einblick. Friedensmarsch natürlich mit VW Bulli ;-) Nicht nur die Straßenbahnen sind interessant, auch die Bilder insgesamt vom Marsch und dem Straßenbild geben dem ganzen einen gelungenen Eindruck in den beginn der 80er Jahre!

Gruß aus dem Münsterland
Andreas

Da kommen auch bei mir längst vergangene Erinnerungen an besondere Betriebssituationen hoch (wäre bei dem heutigen Schietwetter fast ein Grund für einen spontanen Scan):
Zwar nicht mitgelaufen und eher zufällig in der Innenstadt, konnte ich verschiedene Umleitungsfahrten auf dem damals noch vollständigen oberirdischen Dortmunder Netz fotografieren. Durch die zeitweilige Sperrung der Hansastr. wegen der Schlußveranstaltung auf dem angrenzenden Hansaplatz bedeutete das für die Linie 401, 402, 403 und 404, dass z.B. verschiedene sonst nie genutzte Abzweige in der Innenstadt wie von der Hohen Straße auf den Südwall, vom Südwall in die Kleppingstr. sowie an der Reinoldikirche von der Kleppingstr. sowohl in die Kampstr. (nach links) wie in den Brüderweg (nach rechts) befahren werden mussten.
Das hat es danach, auch bei den folgenden Ostermärschen, nie wieder gegeben.

Gruß
Frank